it seems we can't go long without you.
we, symbiotes (wherever we go, we will follow) a group show see you soon? when in doubt, just follow the sun.
Eröffnung:
Samstag, 08. Mai 2021, 14–18 Uhr
08. Mai – 13. Juni 2021
we, symbiotes (wherever we go, we will follow)
mit
Brigham Baker
Marlijn Karsten
Matheline Marmy
Val Minnig
kuratiert von Julia Hegi und Antonia Truninger
eröffnung: samstag, 8. mai & sonntag, 9. mai 2021, 14:00-18:00
ausstellung: 8. mai – 13. juni 2021
öffnungszeiten: samstags, 14:00 – 18:00 oder mit anmeldung
Ich glaube, zu wissen, wie du dich fühlst.
Ich fühle mich verstanden.
Vielleicht ist es das, was uns verbindet.
So oszilliert der gemeinsam verfasste Text zwischen zwei Perspektiven.
Und wir schreiben von der Freundschaft, die wir teilen.
Wir folgen einander bis hierhin: Schritte schwinden, als sie über die Treppe in den Raum vordringen. Wenn Spuren hinterlassen werden, scheint die Präsenz einer Anderen absehbar - deren
Abwesenheit verunsichert jedoch: Ist den Schritten zu trauen? Doch wir folgen, ohne zu zögern. Es scheint, als läge Vergangenes ganz nah - Fussabdrücke versprechen Antworten, die wir vielleicht nicht kennen wollen. So empfinden wir ein gewisses Unbehagen, wenn die Aussenwelt unsere Räume infiltriert. Wir wischen und saugen und putzen - nur die Ecken des Zimmers werden zur Herberge leiser Eindringlinge, welche trotz unserer Bemühungen mit und um uns leben, ohne dass wir uns derer in unseren Gebäuden bewusst wären.
Manchmal, wenn ich wach im Bett liege, höre ich, wie du dich umdrehst, im Schlaf, das Rascheln deiner Decke - die Wand ist dünn. Manchmal höre ich deine Schritte, wie du aufstehst oder sprichst.
Manchmal frage ich mich auch, ob dies wirklich meine Träume sind.
Zusammen sein und zusammen werden oder Selbst sein und Selbst werden...
Deshalb kann ich mich nicht an ein mich ohne ein dich erinnern.
Und Abhängigkeit. Macht mir Angst. Es heisst: Sucht, Unfreiheit, Unselbständigkeit. Der Drang sich gegenseitig zu fassen, zu umschliessen.
Aber wenn wir beide voneinander abhängig sind, muss ich dann Angst haben?
Letztlich scheint es in der Beschaffenheit des Wassers zu liegen: Denn erst wenn wir sehen,
kann es existieren. Einige sind klein, andere schwer, manche sind grün oder rot oder blau. Einige schweben an der Oberfläche, andere verharren bewegungslos, ohne jemals den Grund zu berühren. Wir finden Mikroorganismen, die absorbieren und verdauen, was ihnen zur Verfügung steht - es wächst. Eine prekäre Angelegenheit - da das, was diese einzuschliessen scheint, eine gegenläufige Bewegung offenbart: die Stilllegung jeglichen weiteren Wachstums, eine Niederlage vorhergehender Beziehungen.
Aber nichts macht sich selbst. nichts ist wirklich autopoietisch oder selbstorganisierend. Du bist nie alleine.
Ich wachse mit dir und durch dich - eben wie in der Symbiose, die unterschiedliche
Lebensarten zusammenführt.
Und manchmal höre ich deine Schritte, wie du aufstehst oder sprichst.
Wo beginnst du? Wo ende ich?
Es scheint, als überschritten wir Grenzen. Ich gebe mich selbst auf - in der Anerkennung unseres “Uns”.
Wenn Andere glauben, dass wir Schwestern sind – ich denke, das sind wir – bin ich erstaunt.
Gleichen wir uns wirklich so, dass man meinen könnte, wir teilten unsere Gene?
Aber im Wissen, dass der menschliche Körper aus mehr Zellen Anderer als aus den Eigenen besteht, verliert dein Erstaunen seine Berechtigung. Denn naturbelassene Grenzen zwischen dir und mir verschwimmen. Wo beginnst du? Wo ende ich?
Im Licht der untergehenden Sonne werden Ängste vergessen. Hoffnungsvoll legen wir unsere Wünsche und Träume in die übergeordneten Kräfte dieser Welt. Deren Strahlen weisen den Weg. Zielstrebig und allwissend werden diejenigen Strukturen durchdrungen, die den Alltag organisieren: Lichtpunkte - Beutel in 7 Farben - zur Disziplinierung unserer Natur. Wir glauben, endlich angekommen zu sein - folgt den Fähnchen, das Fest wartet.
text: Julia Hegi & Antonia Truninger