six degrees of memories, decisions, potentials
Clifford E. Bruckmann
29. August – 11. Oktober 2020
*Bild: Rebrand, Clifford E. Bruckmann, Grösse variabel, 2020
Kleine, kleine Welt. Dass wir über eine Handvoll Ecken mit jeder und jedem in Beziehung stehen, könnte ein den Globus umspannendes empathisches Miteinander nahelegen. Doch bleibt fraglich, ob und wie aus all den Verbindungen tatsächliche Verständigung resultieren kann.
Von der Decke hängende Kuscheldecken laden direkt dazu ein, sich einzuwickeln. Ihre Anordnung im Raum suggeriert etwas wie Privatsphäre und verstellt doch nicht ganz den Blick auf die Pools sowie die Slogans und Claims, mit welchen die Decken bedruckt sind. Die untereinandergereihten Textbausteine ergeben kurze Dramaturgien, aus denen wir einen Moment lang versucht sein mögen, tiefere Bedeutung heraus- zulesen. Vielleicht ermöglicht ihr beharrliches Befolgen bald das Baden im eigenen Whirlpool, das in-Genuss-Kommen der kuscheligen Decken-Rückseite und des guten Lebens überhaupt?
Doch fühlt sich die Situation geradezu synthetisch und hohl an: nichts ist hier von Hand gemacht. Das Klima vollchlorig feucht, die Luft trotz der Geräumigkeit geradezu stickig.
Brachliegendes Potential und nicht eingelöste Möglichkeiten sind Dreh-, Angel- und Ausgangspunkt von Clifford E. Bruckmanns Auseinandersetzung. Im Kern als bedeutungsvoll denkbare Slogans werden in ihrer Anhäufung zur schalen Karikatur möglicher zugrundeliegender Werteidentitäten. Das Besitzen eines Whirlpools scheint allzu erreichbar für ein Luxusgut, das Einklinken in Netzwerke dient weder als Ersatz noch Garant für echte Verständigung. Die Idee einer Utopie verkommt als nur vermeintliche Alternative der immergleichen Weltenfolge zur Farce und wird somit ins Dystopische verquert. Damit dringt Bruckmann in den gordischen Knoten einer Generation vor, die eine Welt geerbt hat, welche durch die widerlegten Hoffnungen vergangener Zeiten zusammengehalten wird.
Scheint da nicht jegliches Unterfangen aussichtslos?
Und doch: Indem sich Bruckmann selbst unermüdlich an bereits von ihm ad absurdum geführten Utopien versucht, eröffnet er Handlungsräume jenseits von Paradigmen des Gelingens und Scheiterns. Und stellt damit die Frage nach möglicher Verständigung, einer gemeinsamen Sprache sowie wem diese letztlich dienen soll noch einmal neu.
“life. people. powerful connections.”
Ein Haufen WLAN-Router lädt dazu ein, sich gleich zu verbinden. Im Hintergrund das Rauschen von Whirlpools, deren Inhalt lauwarm vor sich hinsprudelt.
Ob ich hier baden darf?
text: Ilona Stutz & Lukas Züblin
Clifford E. Bruckmann (*1987, Zürich) lebt und arbeitet in Zürich und Brüssel
Fotos von Michal Florence Schorro Eigentum von unanimous consent und dem Künstler