Gina Folly & Judith Kakon
Copycat
Gina Folly & Judith Kakon
kuratiert von Roger Meier
Eröffnung:
Sonntag, 14. Januar 2024, 13–17 Uhr
15. Januar – 17. Februar 2024
An die 1000 Fotos sind für Copycat, der ersten gemeinsamen Ausstellung von Gina Folly und Judith Kakon, entstanden. Die beiden nutzten die Möglichkeit, sich dafür gegenseitig zu beobachten und zu reflektieren – mit und ohne Kamera. Judith wurde zu Ginas und Gina zu Judiths Material. In Form von »Paarungen« wird sowohl der Blick auf die Person des Gegenübers als auch auf deren künstlerischeres Schaffen gelenkt. Letzteres weil der Fokus auf der Art des Arbeitens und ebenso auf der Genese von Kunstwerken der jeweils anderen liegt: So dienen den klassisch anmutenden Porträts nicht realisierte und verworfene Kunstwerke, Versuchstücke, Studien und Materialmuster, die sich in den Ateliers beider Künstlerinnen angesammelt haben, als Bildträger.
[Copycat, der Begriff stammt aus dem Amerikanischen und kann nur bedingt ins Deutsche übertragen werden. Er wird meist mit »Nachäffer:in«, »Trittbrettfahrer:in«, »Nachahmungstäter:in« übersetzt.]
Judith Kakon und Gina Folly geht es nicht, wie der leicht ironische Titel der Ausstellung es vermuten lassen würde, um eine »bösartige« Aneignung. Und sie nutzen ihre Gesichter auch nicht, um die Arbeiten der anderen Künstlerin zu »labeln«. Vielmehr machen sich die beiden fremde und zugleich vertraute Versatzstücke des anderen Oeuvres zu eigen, um das Schaffen und die Persönlichkeit dahinter zu (unter) stützen und zu fördern. Denkanstösse, konzeptuelle Versuche sowie Kunstwerke und deren Wirkungen finden Beachtung und Würdigung; durch Neu-Betrachtung, Übersetzungsarbeit und Überlagerung von Ebenen. Mittels dieser Dispositionen werden Mensch und Arbeit gleichsam gespiegelt und re-inszeniert. Was sie im Privaten bereits seit Langem tun – als enge Freundinnen und als Künstlerinnen – wird neu interpretiert, materialisiert und somit erweitert. Selektion und Kreation neuer Kontexte und Realitäten bilden wichtige Elemente dieses Prozesses, der unvermeidbar von menschlichem Dasein und dessen Widersprüchlichkeiten geprägt ist, ebenso von Verantwortung, Vertrauen und Konsens. Dadurch können Nebensächlichkeiten zentral werden, und vermeintlich gesetzte Erinnerungssysteme durcheinandergeraten. Mit Copycat eröffnen die Künstlerinnen auch einen universellen Denkraum; denn was es heisst, geistig und physisch zu arbeiten und dabei sein Antlitz nach aussen zu kehren, und wie wichtig dabei Support, aber auch kritisches Befragen, sein können, davon kann sich kaum jemand entziehen.
Ich danke euch beiden für eure Freundschaft, Grosszügigkeit und schier endlose Geduld, und eure Art zu denken, die für mich prägend und inspirierend ist. Mein Dank gilt natürlich auch den Macher:innen von unanimous consent, ohne deren Vertrauen das Projekt ebenfalls nicht hätte Realität werden können. Sowie selbstverständlich der Stiftung und den Institutionen, die uns finanziell mitgetragen haben; namentlich der Dr. Georg und Josi Guggenheim Stiftung, Pro Helvetia sowie Kultur Stadt Zürich und Kanton Zürich.
Text: Roger Meier
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Installationsansichten von Gina Folly & Judith Kakon “Copycat”
Fotos von Philip Ullrich
Courtesy of unanimous consent and the artists